Wie 5G ein neues Zeitalter der Mobilität prägt

Mobilfunktechnologie der fünften Generation ermöglicht es mobilen Geräten, mehr Daten blitzschnell zu verarbeiten. Kurzfristig betrachtet bedeutet das eine verbesserte Funktionalität sowie schnelleres Downloaden, Streaming und Gaming im mobilen Netz. Längerfristig betrachtet ermöglicht 5G vernetzte Fahrzeuge, autonome Autos, Echtzeit-Zugang zu Informationen über umweltfreundlichere lokale Transportmöglichkeiten und viele weitere Entwicklungen im gesamten Mobilitätsbereich.

Was die Telekom-Infrastruktur betrifft, ist der 5G-Standard Gegenstand von mehr Kontroversen als üblich. Manche Verschwörungstheoretiker machen ihn für die Verbreitung des Coronavirus verantwortlich. Andere wiederum sehen in ihm die Ursache für das Sterben von Vögeln und Pflanzen. Es gibt zwar keinerlei Beweise dafür, dennoch haben diese Ideen eine gewisse Dynamik entwickelt. Diese Tatsache zeigt auf, dass ein besseres Verständnis von dieser Technologie sowie von deren Zweck und Potenzial nötig ist.

Durch die starke Zunahme der Telearbeit aufgrund der Pandemie wissen heute Millionen von Menschen besser über den Zustand der Telekom-Infrastruktur Bescheid. Die derzeitigen 3G- und 4G-Netze werden langsamer, wenn mehrere Benutzer gleichzeitig einen Videoanruf tätigen, große Dateien senden, Videos streamen oder online spielen. 5G bedeutet hingegen einen großen Sprung in Sachen Konnektivität. Durch seinen schnellen und stabilen Datenfluss kann es selbstfahrende Autos, Smart Citys sowie vollvernetzte Straßen und Fahrzeuge unterstützen.

Wie in unserem Bericht ‚Die Zukunft der Telekom-Betreiber: Wie man den Kampf um Kundenzufriedenheit gewinnt‘  erklärt, bedeutet ein Wechsel auf 5G nicht nur den Umstieg auf eine höhere Version, sondern einen Umstieg auf ein gänzlich anderes System. „5G ermöglicht eine extrem niedrige Latenz – das bezeichnet die Zeitspanne zwischen dem Versenden und Empfangen eines Signals“, erklärt Julien Huvé, Head of Telecommunications Services bei Mazars. „5G wird die perfekt synchronisierte Online-Zusammenarbeit erleichtern, was neue Möglichkeiten für eine Live-Performance von Musik, Theater oder anderen Medien eröffnet, bei denen die Mitwirkenden an verschiedenen Orten präzise zusammenarbeiten müssen.“ Es bietet auch die Aussicht auf eine verbesserte Verbindungsdichte, die für die Entwicklung von IoT-Services (Internet of Things; Internet der Dinge) – bei denen eingebettete Sensoren und Sender die Kommunikation von Objekten untereinander ermöglichen –, unerlässlich ist. Außerdem wird die Sicherheit der Datenübertragung erhöht.

Vernetzte Fahrzeuge – sauberer, sicherer, selbstfahrend

Sobald 5G voll ausgebaut ist, wird der Markt für vernetzte Fahrzeuge wahrscheinlich einer der Bereiche mit dem vielversprechendsten Wachstum für IoT sein und Mobilfunkbetreibern, Autoherstellern sowie den zugehörigen Technologieunternehmen riesige Chancen bieten. Laut Ericsson werden bis zum Jahr 2025 rund 500 Millionen vernetzte Autos auf den Straßen unterwegs sein, und vernetzte Fahrzeugdienste werden bis 2030 wahrscheinlich mehrere zehn Milliarden Dollar wert sein.

Das könnte Mobilität auch nachhaltiger machen. Bosch schätzt, dass vernetzte Autos bis 2025 zur Einsparung von fast 400.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen beitragen könnten, was dem jährlichen CO2-Ausstoß von 45.000 Haushalten entspricht. Das geschieht vor allem durch effizienteren Kraftstoffverbrauch, da langes Parkplatzsuchen und kraftstoffaufwendige Fahrgewohnheiten vermieden werden. Sie könnten das Fahren auch sicherer machen, indem Unfällen vorgebeugt wird und Leben gerettet werden.

Die futuristischste Anwendung von 5G liegt jedoch anderswo. „5G ist die Technologie, die benötigt wird, um mit der Arbeit an selbstfahrenden Fahrzeugen beginnen zu können“, erklärt Huvé.

„Eine der Herausforderungen für das autonome Fahren besteht darin, dass das Auto viele Aufgaben des Fahrers übernehmen muss“, ergänzt Grégory Derouet, Partner und Co-Head of Automotive Services bei Mazars. Menschen müssen beim Fahren ständig eine Vielzahl an visuellen, auditiven und sensorischen Informationen beachten. Diese betreffen sowohl die Straßenumgebung, wie Hindernisse und Verkehr, als auch die Funktionsweise des Autos, wie zum Beispiel die Armaturenbrettbeleuchtung oder wie sich die Gänge „anfühlen“. Beim Autofahren muss man in der Lage sein, sofort auf verschiedenste Reize zu reagieren. Damit das Auto all das gleichzeitig erfüllen kann, muss eine große Datenmenge reibungslos und schnell fließen. „5G ermöglicht diesen hohen Datenfluss, damit jede Person und jedes System kommunizieren kann“, führt Derouet aus.

Derzeit müssen diese Signale nur zwischen der Person am Steuer und ihrer Umgebung fließen. Autonom fahrende Fahrzeuge werden einen Bestandteil des Systems entfernen – den Fahrer bzw. die Fahrerin –, aber durch viele weitere ersetzen. Daten werden zwischen dem Auto und Autos in der Nähe fließen, aber auch zwischen dem Auto und dem weiteren Umfeld. „Wenn ein 100 Meter vorausfahrendes Auto einen Unfall hat und das Auto dahinter scharf bremsen muss“, so Derouet weiter, „dann können die beiden Autos dies den anderen Autos im Umfeld mitteilen, damit diese entsprechend reagieren können. Das erfordert einen sofortigen Datenfluss zwischen vielen Autos gleichzeitig. Ein viel sichereres Fahrgefühl und weniger Unfälle sind das Ergebnis.“ Ein unkomplizierter Datenfluss zwischen Fahrzeugen und der Straßenausstattung wie IoT-fähigen Ampeln oder den Straßen selbst wird dadurch ebenfalls ermöglicht.

All das setzt jedoch ein Netz voraus, das diese erhöhte Datenlast bewältigen kann. Und genau das wird 5G leisten.

Selbstfahrende Fahrzeuge werfen neue ordnungspolitische Fragen auf – zum Beispiel wer die Versicherung bezahlt oder bei Unfällen mit einem selbstfahrenden Auto haftet. Der verbreitete Einsatz autonomer Fahrtechnik erfordert Klarheit über diese und ähnliche Fragen. 5G kann Behörden bei der Lösung dieser Probleme helfen, indem es Daten leichter verfügbar macht. Dies könnte dazu beitragen, die Verantwortung für entstandene Probleme zu klären. Dadurch wird es einfacher, Unfälle zu beurteilen und die Haftung festzustellen.

Wie 5G den CO2-Fußabdruck reduzieren kann

Durch 5G könnte die Mobilität auch nachhaltiger werden. Gegenwärtig weiß eine Person, die auf die umweltfreundlichste Weise von A nach B reisen möchte, nicht genau, wie sie das tun kann. Man kann normalerweise davon ausgehen, dass zum Beispiel eine Fahrt mit dem Fahrrad CO2-effizienter ist als eine mit Uber. Und ein Uber mit jemandem zu teilen ist ebenfalls effizienter als allein zu fahren. Im Allgemeinen recherchieren Menschen jedoch nicht die tatsächlichen Emissionswerte, wenn sie für eine Fahrt quer durch eine Stadt mehrere Transportmittel benötigen.

„Mit 5G wird es einfacher, verschiedene Transportmittel wie öffentlichen und Individualverkehr effizient miteinander zu kombinieren“, erklärt Huvé. „Wenn Daten über alle Verkehrsmittel und deren Emissionen immer verfügbar, öffentlich, aufbereitet und zugänglich sind, dann können die Menschen aufgrund dieser Informationen bessere Entscheidungen treffen. Viele dieser Entscheidungen werden spontan getroffen, vor allem an Orten, wo wahrscheinlich kein WLAN verfügbar ist, zum Beispiel an Autobahnen oder Bundesstraßen. Hier verlässt man sich auf ein Netz, das in der Lage ist, die erhöhte Datenlast sofort zu verarbeiten.“

Gemeinsame Mobilitätsdienste werden mit 5G ebenfalls leichter zugänglich sein. „In jüngster Zeit entstanden Sharing-Angebote für E-Bikes, E-Autos, E-Scooter usw. In manchen Städten boomen diese regelrecht“, sagt Derouet. „Es ist eine Herausforderung, dafür zu sorgen, dass diese Transportmittel sicher und effizient nebeneinander existieren, doch 5G bietet neue und spannende Möglichkeiten dafür.“

Laut Herve versprechen 5G-fähige Mobilgeräte auch, neue Möglichkeiten für zahlreiche weitere Innovationen zu eröffnen. „In Zukunft können wir mit verbesserten Diensten in den Bereichen Gesundheit und Immobilien rechnen. Wer weiß, welche Perspektiven sich daraus für den Bereich Mobilität ergeben? In einigen Jahren werden bereits bestehende Dienste noch reibungsloser laufen und es uns ermöglichen, in ein neues Zeitalter der Mobilität einzutreten.“